Trotz nächtlichem Regen und drohender schwarzer Wolken traf sich am Sonntagnachmittag eine stattliche Schar von Interessierten zu einer
historischen und naturkundlichen Wanderung an der Rötenbacher Dorfhülbe
Nach einer geschichtlichen Einführung von der Gründung ab 1529 bis zu Eingemeindung nach Bartholomä dieses ehemals nördlichsten Weilers im großen ulmischen Territorium wurde das Naturschutzgebiet „Rötenbacher Streuwiesen“ erkundet. Mit nassen Füßen lauschten die interessierten Wanderer den Informationen über Flora und Fauna des auf der Alb einmaligen Schutzgebietes, vorgetragen von Andreas Kühnhöfer, Förster und Vorsitzender des Bartholomäer Albvereins. An alten Grenzsteinen und Grenzgräben mit Wappen, Jahreszahlen und alten Inschriften vorbei erreichte man das „Schöpfle“ mit einer alten dicken Feldulme, dem noch einzigen lebenden Exemplar auf der gesamten Gemarkung.
Die muntere Truppe erstieg dann auf direktem, uraltem Anstieg die Höhe des Kolmannswald mit dem Standort der ehemaligen Kolmannskapelle. Die Kapelle, die schon vor 1529 bestand, wurde 1699 neu erbaut und noch 1778 erneuert, dann unter dem Zeitgeist der Aufklärung schon 1799 auf Betreiben des Böhmenkircher Pfarrers Dr. Franz Josef Alois Rink unter Billigung des gräflichen Hauses Rechberg abgebrochen. Die volkfestartige Prozession mit 400 bis 500 Pferden und dreimaligen Umritt um die Kapelle an Pfingsten hatte den aufgeklärten Pfarrer erzürnt. Zum Ausgleich wurde dann der Pfingstmarkt nach Böhmenkirch verlegt, welcher heute noch besteht.
Nach eingehender Besichtigung des Ruinenfeldes und leisem Bedauern über den unrühmlichen Abgang der Kapelle trat man den Heimweg an. Gespickt mit vielen geschichtlichen Daten (auch im Heimatbuch Bartholomä, erschienen 2015, nachzulesen) und naturkundlichen Eindrücken verabschiedete Wanderführer Richard Haller die Teilnehmer wieder an der Rötenbacher Hülbe.
Jan Ruben Haller, geschrieben am 04.10.2017