Die SAV-Mittwochswanderer aus Bartholomä und Lautern wieder auf Dreitagestour
24 SAV-Mittwochswanderer aus Bartholomä und Lautern unternahmen wie schon in den Jahren zuvor im September 2019 eine dreitägige Tour in für sie bis dato unbekanntes Wandergebiet. Mit den Pkws ging es zunächst über Ditzenbach zur A8. Kurzer Stopp in Mühlheim, um zu sehen wie weit der Bahnbrückenbau über Wiesensteig schon gediehen ist und, wie man sehen kann, die Brücke ist ein ganzes Stück gewachsen.
Flott ging es auf der A8 weiter und nach einer knappen Stunde Fahrzeit konnte man schon startende und landende Flugzeuge auf dem Stuttgarter Flughafen erkennen.
Wechsel beim Stuttgarter Kreuz von der A8 auf die A81 und flotte Weiterfahrt bis Ausfahrt Horb. Horb ein wirklich schönes, mittelalterlich geprägtes Städtchen, hoch über dem Neckartal gelegen, zieht jedes Jahr tausende von Touristen an. Eine besondere Attraktion sind hier die jährlich stattfindenden Ritterspiele im weitläufigen Neckartal.
Weiterfahrt auf der B28 bis Freudenstadt und Alexanderschanze und schließlich auf der B500 bis zur Klosterruine Allerheiligen. Das Kloster wurde um 1090 von Uta von Schauenburg erbaut, unterhielt u.a. eine Schule, war oft Ziel marodierender Soldaten, wurde öfter schwer beschädigt aber immer wieder renoviert und unter Napoleon 1803 säkularisiert. Mehrmals schlug in späteren Jahren der Blitz ein, so dass bei den dadurch entstandenen Bränden große Schäden entstanden. Schließlich gab man das Kloster auf. Die erhalten gebliebenen Kunstschätze wurden an die umliegenden Kirchengemeinden aufgeteilt.
Die Erwanderung des wildromantischen Allerheiligen Wasserfalles, der sich in Kaskaden über 350 m ins Lierbachtal stürzt, schloss sich an. Die Klosterruine und die Wasserfälle sind heute sehr beliebte und häufig besuchte Touristenziele.
Ein weiteres Highlight des ersten Wandertages war die Umrundung des am Fuße der Hornisgrinde gelegenen Mummelsees. Bis herein in die jüngste Vergangenheit war dieses Gebiet militärisches Sperrgebiet. Heute steht alles unter Naturschutz und für Wanderer, Radler und anderen Sportlern offen und frei zugänglich. Das Wasser hat allerdings einen ph-Wert unter 5 was bedeutet, dass dort keine Tiere wie Fische leben können. Der Mummelsee ist einer von sieben Kar-Seen, die es im Schwarzwald gibt. Entstanden sind sie alle in den verschiedenen Eiszeiten. Die bis zu 800 m mächtigen Eismassen schoben sich beim Abschmelzen die Hänge herunter, hobelten dabei tiefe Bodenmulden aus, die sich dann nach und nach mit Wasser füllten. Heute hat der See noch eine Gesamtfläche von 3,7 ha, einen Umfang von 800 m, ist 18 m tief und befindet sich auf einer Höhe von 1028,5 m. Die Sage erzählt, dass der See von einem mächtigen König und seinen bezaubernden Gespielinnen bewohnt war. Die nicht immer gehorsamen Nixen befolgten aber nicht immer die von ihrem König erlassenen Verbote und Anordnungen in Bezug auf das zwischenmenschlich – nixsische Leben, so dass er ihnen jeden weiteren Umgang mit den Menschen untersagte. So ein missgünstiger Haderlump aber auch, schlagen sollte man ihn dürfen.
Nach ausführlichem Schauen, Staunen und Verkosten der angepriesenen Waren und Speisen, hier vor allem die Schwarzwälder Kirschtorte, ging es über Sasbachwalden, Achern, Oberkirch in unser Quartier ins Landhotel Rose in Herztal/Nußbach.
Strahlender Sonnenschein auch am zweiten Wandertag. Zunächst ging es nach Oberkirch und von dort zur Ruine Schauenburg. Diese wurde um 1150 von den mächtigen Zähringern erbaut, die ihren Hauptsitz im heutigen Freiburg hatten. Bis 1731 war sie durchgehend bewohnt. Von 1650 bis 1661 bewohnte der Verfasser von Simplicius Simplicissimus Herr von Grimmelshausen die Burg. Schwere Schäden aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges und erheblicher Geldmangel der damaligen Besitzer verhinderten eine grundlegende Sanierung, so dass die Burg ab etwa 1731 zerfiel.
Der von der Schauenburg abgehende Waldwanderweg verlief oberhalb der Weinberggrenze. Immer wieder gab er Rund-, Tief- und Weitblicke frei, hinunter nach Oberkirch, ins Rheintal bis hinüber nach Straßburg und zu den Vogesen, nach Lautenbach mit seiner schönen Wallfahrtskirche und ins Renchtal.
Nach einer rund dreistündigen Wanderzeit tauchte plötzlich ein Hinweisschild auf, was bedeutet es, was wollte es uns sagen?
Und so war es auch. Wir kamen an einen sauberen Rastplatz, auf dem selbst gebastelte Tische, Stühle und Bänke fein säuberlich aufgestellt waren. In den Boden waren große Kübel eingegraben, die mit allerlei köstlichem Getränk befüllt waren. Auf dem Tisch war eine Spardose aufgestellt und daneben gab ein beschriebenes Papier Auskunft, dass die Getränke gegen eine kleine Spende herausgenommen und verzehrt werden dürfen. Neugierde was ein langes Seil bedeutet, das vom Baum in den Boden reichte, beflügelte uns kurz daran zu ziehen und schon erschien ein Piccolo, wir hatten also einen Sektaufzug entdeckt. Rings um den Rastplatz waren kleine selbstgebastelte Kunstwerke aufgestellt, die uns alle erfreuten. Es war ein Rastplatz zum Verweilen, ein Rastplatz mit besonderem Flair. Kaum hatten wir alle einen Sitzplatz eingenommen verteilten einige Wanderinnen mitgebrachte Nusszöpfe und Kaffee. Wohlbefinden, was willst du mehr? Wer aber steckt hinter diesen guten Ideen? Es ist die Familie Josef Kohler Hinter-Winterbach, die dort oben einen Hof besitzt und denen es Spaß macht, wandernden Mitmenschen eine Freude zu bereiten. Dies ist ihnen bei uns in allen Punkten gelungen und wir sagen ihnen auf diesem Wege nochmals ein herzliches Dankeschön.
Wirklich, ein ganz besonderer Rastplatz, den natürlich auch die Faschingshexen aus Lautenbach und Umgebung intensiv nutzen und dabei hin und wieder auf ihren Rundflügen auch Notlandungen hinlegen müssen, aus welchen Gründen auch immer.
Nach einer längeren Vesper-, Sing-, und Ruhepause ging es bis nach Lautenbach bergab. Für die kniegeschädigten Mitwanderer die "reine Freude". In Lautenbach besuchten einige die dortige Wallfahrtskirche, sehr sehenswert und voller religiöser Kunstwerke, darunter auch einige aus dem ehemaligen Kloster Allerheiligen.
Der Weiterweg führte uns der Rench entlang nach Oberkirch, einem sehr schönen, sehenswerten Städtchen, wunderschönen Fachwerkhäusern, interessanter Archetektur, guter Gastlichkeit und dann noch mitten in einem riesigen Wein- und Obstanbaugebiet gelegen, einfach eine tolle, sicher auch wohlhabende und sehr gepflegte Welt.
Von Oberkirch ging es an diesem Tag nur noch ins Herztal und ins Quartier. Der zweite sehr erlebnisreiche Wandertag ging damit zu Ende.
Strahlender Sonnenschein und ein tiefblauer Himmel weckte die Wanderer am nächsten Morgen. Ein Besuch auf dem Schloss Staufenberg stand auf dem Programm, das auch heute noch von der markgräflichen Familie von Baden genutzt wird. Erbaut haben es die Zähringer, ein Fürstengeschlecht, das seinen Hauptsitz in Freiburg hatte. Nach dem Aussterben der Zähringer ging das Schloss und große Teile der Umgebung an das Haus Baden über. Erster Halt auf dem Weg dorthin gebot die St. Wendelin Kapelle in Botenau. Jährlich wallfahren viele Gläubige am Jahrestag von St. Wendelin zur Kirche, beten, singen, feiern volksfestartig und genießen ganz einfach den Tag und die tolle Aussichten, die man vom Standplatz der Kapelle bei gutem Wetter hat. Nicht lange, so erscholl aus dem Innern des Gotteshauses das Kirchenlied „Großer Gott wir loben dich“ und keiner der Wanderer enthielt sich seiner Sangesstimme und keiner konnte und wollte sich dem Flair dieses Ortes entziehen.
Weiter ging es auf dem Weg hoch zum Schloss, vorbei an kleinen schnuckeligen Kapellen, Getränkeboxen gefüllt mit "Laufbenzin" und anderen Köstlichkeiten, die man gegen eine kleine Spende dort entnehmen konnte, vorbei an riesigen Weinberganlagen, deren Weinstöcke unter der Last der üppigen Traubenfülle zu brechen drohten, Richtung Schloss. Nur noch ein kleiner Anstieg und der Schlosshof war erreicht.
Alle waren erstaunt über die überwältigende Sicht, die man von hier oben aus genießen konnte. Das Durbacher Weinanbaugebiet, das sich bis zum Horizont erstreckte, konnte ebenso ausgemacht werden wie die unglaublichen Weit- und Rundblicke auf eine Kulturlandschaft, die ihresgleichen sucht.
Im Schlosshof machten es sich die Wanderer bequem, erfreuten sich am strahlenden Sonnenschein, an die unglaublichen Weit- und Rundblicke und ließen den Herrgott einen guten Mann sein.
Frisch, frei und fröhlich startete man zum Rückmarsch, denn auch alles Schöne geht einmal zu Ende. Im Gasthof zur Winzerstube im Herztal genossen alle nochmals die badische Küche, danach aber musste die Heimreise angetreten werden.
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Lothar Wolf, geschrieben am 09.11.2019 (Fotos: Lothar Wolf)