Das kann doch einen Wanderer nicht erschüttern …
Was treibt Menschen dazu, 24 Stunden am Stück, nur unterbrochen von kleinen Pausen, durch andauernden Nieselregen und dichten Nebel über die Schwäbische Alb zu wandern? 59 Wandererinnen und Wanderer stellten sich dieser körperlichen und nicht weniger psychischen Herausforderung und wußten anschließend die Antwort: Über sich selbst hinauswachsen, die eigenen Grenzen kennenlernen und das in einer Gruppe, die den Einzelnen mitträgt, sind Grund genug.
Der Nebel verhüllte die sonst großartigen Aussichten um die Fünf-Täler-Stadt Geislingen, als die Wanderer, organisiert vom Schwäbischen Albverein Bartholomä, das erste Mal vom Tal auf die Höhe stiegen. Es sollten noch einige Male folgen, um die über 2.500 Höhenmeter zu bezwingen, die sich auf eine Strecke von rund 80 Kilometern verteilten. Wanderführer und Tourenplaner Stephan Krieg hatte weitgehend schmale Trampelpfade, immer im Bereich des Albtraufes, für die Tour ausgewählt. Allerdings waren sie durch die Nässe an vielen Stellen aufgeweicht und von Matsch bedeckt, was das Vorwärtskommen behinderte. Aufgereiht wie bunte Perlen an einer Schnur bezwang die muntere Truppe so insgesamt vier Albauf- und Abstiege.
Das frische Grün der Bäume und die leuchtend weißen Kirschblüten entschädigten für die sonst widrigen Bedingungen. Aufgrund der gerade mal fünf bis neun Grad Celsius war an eine Rast im Freien nicht zu denken. Deshalb lesen sich die Pausenplätze wie die Etappen einer „Kneipentour“: Wasserberghaus, Hiltenburg-Hütte, Scheunenwirtschaft „Rössle“ in Türkheim, mitten in der Nacht die Hütte des Schneeschuhvereins Geislingen und für das Frühstück am Ziel die Kühholzhütte der Bartholomäer. Erwin Schneider und sein zwölfköpfiges Verpflegungsteam hatten sich wieder selbst übertroffen. Die gute Versorgung hatte zur Folge, dass lediglich sechs Frauen und Männer vorzeitig abbrechen mussten.
Johannes Pfau aus Bartholomä, mit seinen 17 Jahren bereits das dritte Mal erfolgreich dabei, drückte seine Begeisterung so aus: „Für mich ist die Tour immer wieder eine große Herausforderung. Diesmal konnte ich aufgrund meiner Abi-Vorbereitung nicht trainieren. Umso größer ist die Freude hinterher, es geschafft zu haben“. Auch Günter Schlichenmeier aus Rommelshausen, mit seinen 76 Jahren der Senior der Tour, konnte für sich diesen Erfolg wieder verbuchen.
Jürgen Pfau, geschrieben am 06.05.2013