Hochgebirgsgruppe in der Vertikalen
Der strahlend blaue Himmel über schroffen Felsen, Klettersteige, die auf Schritt und Tritt einen Blick auf den Wahnsinn des Gebirgskrieges 1915-18 ermöglichen, waren das Ziel der diesjährigen Hochgebirgstour des Bartholomäer Schwäbischen Albvereins.
Nach einer Nachtfahrt mit dem Bus war das erste Ziel der 25-köpfigen Gruppe der Falzarego-Pass oberhalb von Cortina d´Ampezzo. Mit der Seilbahn zum kleinen Lagazuoi wurden die ersten Höhenmeter überwunden – es sollten zu Fuß noch deutlich mehr werden. Tourenführer Karl Busch hatte die „Via Ferrata Tomaselli“, einen eher schwierigeren, steilen und ausgesetzten Klettersteig, als Eingehtour ausgewählt. In Kleingruppen wurden die oft trittarmen und bauchigen Partien durchstiegen. Nach rund dreistündiger Kletterei wurde die südliche Fanisspitze mit ihren 2.980 Metern erreicht. Die Sonne stand nun hoch am Himmel. Nach der verdienten Vesperpause folgte der Abstieg über schmale Bänder und Absätze zur Seletta di Fanes und zurück zum Lagazuoi. Über Cortina d´Ampezzo wechselten die Albvereinler noch abends mit dem Bus in die Sextner Dolomiten. Die letzte Anstrengung des Tages war der noch folgende Aufstieg aus dem Val Grande über 400 Höhenmeter zur Berti-Hütte.
Der zweite Tag brachte weitere Höhepunkte: Im direkten Aufstieg von der Berti-Hütte nahmen die Bartholomäer die „Via Ferrata Roghel“ in Angriff. Nach einstündigem Anstieg über Schotterfelder wurde der Einstieg erreicht. In den bewährten Kleingruppen ging es bald sehr steil, aber gut gesichert über steile Stufen, durch einen Kamin und über senkrechte Platten bergauf in die Forcella delle Guglie di Stalata. Die Schlüsselstelle war eine glatte senkrechte Wandstufe, die so manchen Teilnehmer an seine Grenzen brachte. Auf der anderen Seite gelangte die Gruppe über Felsstufen und Schuttrinnen hinunter zum Einstieg der Ferrata Cengia Gabriella. Zahlreiche Auf- und Abstiege machten diesen Klettersteig sehr ermüdend, allerdings bot er ein großartiges Panorama auf die umliegende grandiose Bergwelt. Nur stellenweise gesichert bewegte sich die Gruppe größtenteils auf Felsbändern, die oft steil und ausgesetzt sind. Der Abstieg zum Rifugio Carducci, das nach knapp 8 Stunden erreicht wurde, führte durch eine steile, seilgesicherte Rinne. Die Nacht in der Carducci-Hütte wurde von einem Rauschen der Regentropfen beim Aufschlagen auf das Blechdach begleitet.
Leider hatte der Himmel auch beim gewünschten Start am nächsten Morgen noch seine Schleusen geöffnet. Mit einer Stunde Verspätung und immer noch bei strömenden Regen wurde auf eine geänderte Route gestartet. Der Hüttenwirt hatte aufgrund der Witterung dringend empfohlen auf die geplante Tour über den „Alpinisteig“ und den „Maro Zandonella“-Klettersteig auf die Rotwand zu verzichten. Stattdessen stieg die SAV-Hochgebirgsgruppe ins Fischlein-Tal ab und erreichte über Höhenwege, vorbei an gut ausgebauten und auch nach hundert Jahren noch weitgehend erhaltenen Stellungen des Gebirgskrieges wieder die Berti-Hütte.
Nach einem gemütlichen Hüttenabend erfolgte am vierten und letzten Tag bei wieder strahlendem Sonnenschein nur noch der Abstieg ins Tal und die Rückfahrt in die Heimat.
Jürgen Pfau, geschrieben am 14.08.2015